Das Rad neu erfinden: Green&Bike Macht Das Radfahren nachhaltiger

Fahrräder gibt es in verschiedenen Formen seit über zweihundert Jahren – doch das bedeutet nicht, dass es keinen Raum für Innovation gibt.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich in Thinkers & Makers veröffentlicht, einem Magazin von Akkodis, das die klügsten Köpfe und innovativsten Projekte vorstellt, die die Zukunft von Technologie und Ingenieurwesen gestalten.

Akkodis' Green&Bike Geht Mit Einem umweltfreundlichen Design einen Schritt Weiter

Angesichts des weltweiten Fokus auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, Luftverschmutzung in Städten und die Bedeutung von körperlicher Aktivität für die Gesundheit gewinnt das Radfahren zunehmend an Beliebtheit.

Laut Statistiken der Europäischen Union wurden 2022 in der Region 14,7 Millionen Fahrräder produziert – ein Anstieg von 29 % im Vergleich zum vorigen Jahrzehnt.

Obwohl Fahrräder bereits eine umweltfreundliche Art der Fortbewegung darstellen, wollte das Green&Bike-Projekt beweisen, dass mit dem richtigen Design, den passenden Prozessen und Materialien noch Verbesserungspotenzial besteht.

"Wir wollten zeigen, wie weit wir mit einem umweltfreundlichen Design gehen können", sagt Mykyta Kostiuk, Projektleiter von Green&Bike seit 2021, am Akkodis-Standort in Marignane nahe Marseille in Südfrankreich.

Umweltbewusste Entscheidungen

Das Green&Bike-Fahrzeug ist ein robustes, vielseitiges und zugängliches Dreirad, das ohne Führerschein gefahren werden kann. Es kann sowohl für den Personentransport als auch für den Warentransport genutzt werden. Es ist flexibler – und wesentlich umweltfreundlicher – als ein Auto, bietet aber mehr Schutz und Komfort als ein Standardfahrrad und stellt somit in vielen Fällen eine realistische Alternative zum Auto dar.

"Fahrräder sind bereits recht umweltfreundlich, aber wir wollten zeigen, dass es noch besser geht. Diese Philosophie prägte unser gesamtes Design – jede technische Entscheidung wurde unter Nachhaltigkeitsaspekten getroffen", sagt Kostiuk.

Für das Green&Bike-Team bedeutete dieses Streben nach noch mehr Nachhaltigkeit eine vollständige Neugestaltung mit einer "Cradle-to-Grave"-Denkweise. Es ging nicht nur darum, Materialien zu wählen, die nachhaltig hergestellt werden, sondern auch solche, die recycelbar sind oder sich am Ende der Lebensdauer des Fahrrads biologisch abbauen lassen.

Materialien mit Null CO2-Emissionen transportieren

Die Produktion findet in Frankreich statt, wobei so viele französische Komponenten und Materialien wie möglich verwendet werden, um die Umweltfreundlichkeit des Projekts sicherzustellen. Das Team berücksichtigte die CO2-Bilanz des Materialtransports, was zur Entscheidung führte, recycelte Polymere zu verwenden.

Zusätzlich wurden Flachsfasern integriert und hochmoderne Bambus-Verbundwerkstoffe verwendet, die zu leichten, aber widerstandsfähigen Materialien verarbeitet werden und Metalle in Fahrradrahmen ersetzen können.

Flachs und Bambus sind in Frankreich reichlich vorhanden. Eine größere Herausforderung stellte der Ersatz der üblichen Lithium-Ionen-Batterie dar, die normalerweise Elektrofahrräder antreibt – doch auch hier fand das Green&Bike-Team eine Lösung. Kostiuk beschreibt diese als eine "mechanische Batterie", eine Technologie, die von Akkodis patentiert wird.

Energiequellen Neu Denken

"Der Ersatz von Lithium-Ionen-Batterien ist besonders komplex, aber notwendig, da diese Batterien umweltschädlich sind und wir nicht wissen, wie wir sie recyceln sollen. Wir mussten die Energiequelle komplett neu überdenken", erklärt Kostiuk.

Statt einer elektrochemischen Reaktion nutzt die Batterie eine altbewährte Technik: Der Nutzer spannt die Batterie mechanisch auf, um die benötigte Energie für die Fahrt zu speichern.

Derzeit ist die mechanische Batterie schwerer als die herkömmliche Lithium-Ionen-Alternative, und das Team testet weiterhin ihre Leistung und Effizienz.

Zusammenarbeit für nachhaltigen Stadtverkehr

Das Team arbeitet mit der französischen Agentur für ökologische Transformation (ADEME) und einem Mitglied der Extrême Défi-Initiative zusammen, die Innovationen im nachhaltigen Stadtverkehr fördert.

Die Montage erfolgt in Poissy, nahe Paris, einer Stadt, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2026 100 % fahrradfreundlich zu werden. In den kommenden Jahren sollen hunderte von Kilometern neuer Radwege hinzukommen.

Das Green&Bike-Team stützt sich auf internes Know-how in Design, Materialwissenschaft und Fertigung und arbeitet mit französischen Lieferanten zusammen, die normalerweise Bauteile für High-Tech-Sektoren wie Luft- und Raumfahrt sowie Automobilindustrie liefern.

"Unser Dreirad nutzt hochentwickelte Technologien, die in der Luftfahrt, Helikoptertechnik und High-Tech-Yachtbau verwendet werden. Es zeigt die Fähigkeiten vieler Experten und Unternehmen. Mit unserer Mischung aus Ingenieuren, komplexem Know-how und einem innovativen, nachhaltigen Ansatz konnten wir etwas Einzigartiges schaffen", sagt Kostiuk.

"Normalerweise macht man Dinge, wie sie schon immer gemacht wurden. Wir hatten eine neue Vision: Design auf innovative, umweltfreundliche Weise zu gestalten. Umweltverantwortung ist für uns zur wichtigsten Messgröße geworden."